Die ersten Fasnetsgestalten




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Die ersten Fasnetsgestalten

Beitragvon hudelibefürworter » 17.10.2007, 10:07

Die ältesten, schon im späten Mittelalter urkundlich belegten Fasnachtsgestalten sind der "Teufel", die Verkörperung des Bösen schlechthin, und sein Abkömmling, der dämonenhafte "Wilde Mann", meist eine Art Waldmensch. Beide treten auch heute noch während der Fasnacht in unterschiedlicher Form in Erscheinung.
Die nach mittelalterlicher Vorstellung ebenfalls dem Teufel nahestehenden Figuren der unheimlichen "Wilden Frau" und des häßlichen "Alten Weibes", aus denen sich, allerdings wohl erst nach Ende der Hexenprozesse, die "Hexe" entwickelt haben dürfte, werden auch schon zu jener Zeit erwähnt. Dabei war es damals offensichtlich durchaus üblich, daß gerade Teufelskleider auch aus dem Kirchenfundus für geistliche Spiele und Prozessionen zu Fasnachtszwecken ausgeliehen wurden oder auch umgekehrt. Teure Verkleidungen konnten sich die wenigsten leisten, so daß oft fast alles, was Wäschetruhe und Kleiderschrank hergaben, sowie Naturalien Verwendung fanden.
Masken wurden zunächst aus Fell, Leder, Lumpen, Stroh oder auch Ton hergestellt, oder man schminkte sich einfach mit Mehl oder Ruß, während Holzlarven, die wegen der guten Verarbeitbarkeit meist aus Lindenholz gefertigt werden, wohl erst in der Barockzeit aufkamen. Allerdings gehen die wenigsten der in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht heutiger Ausformung so dominanten und sich inflationär vermehrenden Holzmasken auf Vorlagen aus früheren Jahrhunderten zurück (wie z.B. in Rottweil und Villingen), sondern sind in der Mehrzahl Neuschöpfungen des 20. Jahrhunderts, oft sogar erst aus jüngster Zeit. Diesen sogleich das Etikett "traditionell" oder "urtümlich" anzuheften, ist deshalb mehr als fragwürdig. Aber auch überlieferte Narrenfiguren haben im Zuge der Ästhetisierung im 20. Jahrhundert häufig eine Um- oder Neugestaltung erfahren. Neben den Holzmasken gibt es heute eine vergleichsweise geringe Zahl von Stoffmasken und noch weniger Pappmachémasken.

Mit der Entstehung der Offenburger Hexe und der Gengenbacher Hexe in den 1930er Jahren wurde die Hexengestalt, nun mit Holzmaske und deutlich beeinflußt durch die Märchenhexe, zu neuem Leben erweckt. Heute haben gerade Hexengruppen enormen Zulauf, da die Hexe als Maske dem Träger den größten Freiraum, jede Menge "Narrenfreiheit" und somit die beste Gelegenheit bietet, einmal richtig "die Sau rauszulassen". Und für viele Zuschauer sind Hexen schlichtweg "das Salz in der Suppe" jedes Umzugs. Ihre massenhafte Vermehrung droht allerdings, "die Suppe zu versalzen". Daß die Hexengestalt in der Fasnacht von Zeit zu Zeit Anfeindungen ausgesetzt ist und als frauenfeindlich hingestellt wird, hat ihrer Beliebtheit gerade auch bei jüngeren Frauen nicht im geringsten geschadet. Unbefangen tun sie es den männlichen "Hexen" gleich und reizen die spielerischen, possenhaften oder aber auch akrobatischen Darstellungsmöglichkeiten dieser Figur mitunter bis an ihre Grenzen aus: Schnürsenkel werden verknotet, Hüte entführt, Zuschauer mit dem Besen "bedroht" oder in unzweideutiger Weise angegangen ... ein Schelm, wer Arges dabei denkt!

Neben den Eingangs genannten Masken wurden auch Tiermasken bereits im Mittelalter getragen. Sie dienten als Allegorien zur Darstellung der 7 Hauptsünden. So verkörperten z.B. der "Bär" die Unkeuschheit, den Zorn oder den Teufel selbst, der "Hahn" die Streitlust und die Geilheit, der "Fuchs" die Habsucht, Falschheit, Verschlagenheit und auch den Teufel, der "Esel" die Dummheit, Trägheit und Lüsternheit oder auch wiederum den Teufel selbst. Heute denkt natürlich kaum mehr ein Träger solcher Masken an deren ursprüngliche Bedeutung.

Die Geister scheiden sich darüber, ob das "befleckte" Häs nun wirklich als Gegenstück zum noch nicht durch die Flecken der Sünde verunzierten Taufkleid, zur "Unbeflecktheit" anzusehen ist, zumal nicht alles und jedes in der Fasnacht einen tieferen Sinn haben muß, sondern durchaus auch nur irgendeiner Idee oder Laune entsprungen bzw. reine Spielerei sein kann. So nahm man früher wohl einen abgetragenen Anzug, sein Sonntagshäs oder ein Häs aus Sackrupfen, nähte wahllos bunte Stoffetzen drauf, und fertig war das Fasnachtshäs. Bei Bedarf konnten diese nach der Fasnacht dann wieder abgetrennt werden.

Das auch heute noch häufig auf den Gewändern zu findende Motiv des Türken läßt sich so erklären, dass der Türke - wie auch der Narr - zu früherer Zeit den ungläubigen Heiden symbolisierte.

Vielerorts kümmern sich die unmaskierten "Narreneltern", "Narrenmutter" und "Narrenvater", im historischen Kostüm um den Nachwuchs, den sogenannten "Narrensamen". Sie sind ferner die Vertreter der närrischen Belange und nehmen an allen wichtigen närrischen Ereignissen teil, wobei früher auch in der Tracht der "Narrenmutter" stets ein Mann steckte. Doch auch hier sind die Frauen in jüngster Zeit zunehmend auf dem Vormarsch. Narrenvater und Narrenmutter sollen Adam als "Vater aller Narren" und die sündige Eva als "Mutter aller Narrheit" und negatives Pendant zur Mutter Gottes verkörpern.

Nicht organisiert sind die lärmenden Heerscharen von "Hemdglonkern" (Glonker = alemann. f. Gammler, Faulenzer) in ihren weißen Nachthemden mit oft weiß geschminkten Gesichtern, die meist am Abend des "Schmutzigen Donnerstag" ihren großen Auftritt haben. Die Hemdglunker sollen ihren Ursprung in einer von älteren Konstanzer Schülern im Nachthemd dargebrachten "Katzenmusik" (schräge, laute Musik) haben, die sich dafür rächen wollten, daß ein Lehrer sich geweigert hatte, sie mit "Sie" anzusprechen, und sie als "Hemdglonker", sozusagen als "noch nicht ganz trocken hinter den Ohren", bezeichnet hatte. In Konstanz finden Hemdglonkerumzüge nachweislich seit weit über 100 Jahren statt. Auch heute noch führen in Konstanz Schüler zeltförmige, beleuchtete Transparente beim Hemdglonkerumzug mit sich, auf denen die "Missetaten", Sprüche etc. der Lehrer zur Schau getragen werden. Das Nachthemd soll aber auch die Ebene des Bettes, des Fleisches und somit die Hauptsünde der Unkeuschheit symbolisieren. Wie dem auch sei, der Hemdglonker paßt jedenfalls perfekt in das Bild von der "verkehrten Welt".

Quelle: Peter Haller - NarrenSpiegel
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von Anzeige » 17.10.2007, 10:07

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Re: Die ersten Fasnetsgestalten

Beitragvon taufanzug » 25.01.2011, 06:18

Hey Leute ich bin neu in diesem Beitrag also bitte helft mir, mehr über diese Idee so kann auch ich meinen Beitrag hier posten und den Teil von diesem Post zu bekommen.
Vielen Dank im Voraus,
Grüße,
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